Ich hoffe, ihr hattet gestern Abend (Nacht vom 27. auf den 28. Juli 2018) auch Eure Augen in Richtung Himmel gerichtet. Denn gestern war die längste totale Mondfinsternis des Jahrhunderts und dauerte etwa 103 Minuten. Dazu leuchtete der Mond rot. Was für ein Anblick!

Bereits am Tag zuvor hatte ich einige Locations in Stuttgart ausgekundschaftet, an denen man den Mond und Wahrzeichen der Stadt gut zusammen sehen konnte. Allerdings kommt es immer anders als man denkt und so war es am Abend der Mondfinsternis am Horizont deutlich trüber als am Tag zuvor. Hinzukam, dass der Mond durchaus schüchterner und dunkler als am Vortag war. Ich hatte den Mondaufgang für 21.45Uhr am Kräherwald erwartet, allerdings sah ich ihn erst 10 Minuten später als er schon über dem Fernsehturm Stuttgart auftauchte. Also musste ich schnell meine erste Position am Kräherwald zwischen Leibnizstraße und Gustav-Siegle-Straße wechseln, um den Mond samt Fernsehturm wieder “näher zu bekommen”. Daher fuhr ich mit meinem Rad – sehr praktisch, wenn man in der Stadt mobil und flexibel sein muss und die Standpunkte schnell wechselt – zum Feuersee, dann über die Karlshöhe und die Olgastraße zum Schlossplatz.

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Am Schlossplatz entstanden die Bilder mit der Göttinnenfigur Concordia, die seit 1841 auf der 30 Meter hohen Jubiläumssäule steht, sowie der Blutmond und das Reiterstandbild von Herzog Christoph.

Ich hielt bei den Aufnahmen die Belichtungszeit kurz, da man ansonsten die Erdrotation sehen würde. Diese ist ab vier Sekunden schon deutlich sichtbar, daher blieb meine Belichtungszeit zwischen 1 bis 4 Sekunden. Die ISO-Werte variierten zwischen ISO100 bis ISO2.5600, je nach Lichtsituation. Für die Fotos verwendete ich mein Nikon AF-S NIKKOR 400 mm 1:2,8 Objektiv. Zwei Konverter hatte ich auch dabei, um bei Bedarf auf 800mm hoch zu schrauben. 800mm verwendete ich zum Beispiel bei dem Bild, auf dem nur der Blutmond zu sehen ist.

Wie ihr bei den Bildern mit Herzog Christoph und Göttin Concordia sehen könnt, ist entweder die Figur oder der Mond scharf. Das kommt daher, weil die Distanz zwischen mir und der Figur natürlich deutlich geringer ist als die zwischen Figur und Mond. Bei den Bildern mit dem Fernsehturm ist das was anderes, weil ich bei den Bildern auf der anderen Seite der Stadt war und somit die Distanz zwischen mir, dem Objekt und dem Mond ein ganz anderes Verhältnis hatte. Logisch, oder?

Da ich aber kein Freund von Manipulationen bzw., wie ich es nenne “Photoshopie”, bin, habe ich dies auch unterlassen und ihr seht das Spektakel, wie viele es gestern Nacht am Himmel beobachten konnten.

Witzigerweise sind einige Passanten am Schlossplatz erst durch mein nicht gerade zierliches Objektiv auf das Jahrhundertereignis aufmerksam geworden. Ich packte meine Kamera aus, montierte das 400mm und auf einmal schauten die Leute um mich herum an den Himmel. Es war für mich ganz interessant Fotos zu machen und mich mit den Leuten zu unterhalten, die zu mir kamen, um mir Fragen zu stellen. Unheimlich viele haben auch mein Kameradisplay samt Blutmond mit ihren Handys abgelichtet. Die Menschentraube wurde teilweise so groß, dass die Menschen den (Sackgassen-/Poser-) Verkehr auf der Bolzstrasse behinderten. Ich hab mich auf jeden Fall gefreut, die Interessierten kennenzulernen.

Wie kommt es zu einer Mondfinsternis?

Zu einer Mondfinsternis kommt es nur bei Vollmond, wenn die Erde, der Mond und die Sonne auf einer Linie sozusagen liegen. Der Mond taucht völlig in den Schatten der Erde ein, den der angestrahlte blaue Planet in den Weltraum wirft.

Aber warum leuchtet auch der Mond rot?

Die kurzwelligen blauen Lichtwellen der Sonnenstrahlen werden, zufolge von Experten, vollständig in der Atmosphäre der Erde gestreut. Das langwellige rote Licht wird jedoch stärker am Rand der Erde und Ihrer Atmosphäre gebrochen und in Richtung Mond gelenkt und schwupps leuchtet der weiße Mond auf einmal rot.